Bilder für Orchester
Der Entschluss, Bilder in Musik zu fassen, zu beschreiben, in Musik zu übersetzen, geht zurück auf ein Konzert im Brucknerhaus Linz in welchem Gunter Schullers „7 Studien über Bilder von Paul Klee“ gespielt wurden. Meine Beschäftigung mit Musik von Anton Bruckner und die Anregung Jörg Zulehners ein Stück für Orchester zu schreiben fielen 1998 zeitlich zusammen.
I Choral 1997/98
Das Bild, das diesem Satz zugrunde liegt, ist ein imaginäres. Man stelle sich eine Kathedrale vor, einen großen Kirchenraum, in welche mehr und mehr Besucher kommen um das Bauwerk, die Kunstschätze, zu bewundern. Meine Vorstellung war, das akustische An – und Abschwellen, welches der Besucherstrom bewirkt, durchsetzt mit dem Bild, das das einfallende Licht (“Lichtbündel“) in den Raum bewirkt, darzustellen. Das Tonmaterial geht zurück auf den Finalsatz der IX. Symphonie von Anton Bruckner. Zentralton D.
II Totentanz – Scherzo 1998, rev. 07012019
Meine Bilder, die ich musikalisch übersetze sind mehr imaginär, weniger konkret. Dennoch dachte ich bei diesem Werk etwa an die Bilder des Totentanzes in der Kathedrale von Chaise Dieu in der Auvergne. Aber auch an die Abzüge der Holzschnitte des Malers Johann Hazod über “Bilder vom Tode” dienten als gedankliche Vorlage (das Bild: Der Tod trifft alle gleich).
Tonales Ausgangsmaterial: Thema aus dem Finalsatz zur IX. Symphonie,
weiters wurden zwei wesentliche rhythmische Bausteine aus dem Finalsatz verarbeitet. Zentralton G
III Fresko 2000
Fresko ist das 3. Bild meiner “Bilder für Orchester”. Wie bei “Coral” und “Totentanz” stammt auch bei Fresko die rhythmische, harmonische melodische Grundlage aus Anton Bruckners unvollendetem 4. Satz der IX. Symphonie. Die Komposition will allgemein ein Fresko beschreiben, das durch vorgezeichnete Linien (Sinopien) und gemalten Flächen, bei mir Klangflächen (tappeto sonoro) entsteht. Im Besonderen will ich mich auf eine Christusdarstellung mit großen Augen (occi) beziehen welche im Museum für romanische Fresken in der westpyrenäischen Stadt Jaca zu sehen ist. Auffallend ist auch, dass die Linien teils unterbrochen sind, dass die Flächen brüchig sind, dass die Augen auch romanische Torbögen sein können. Fresko hat folgende Gliederung:
Introduzione – intermezzo – sinopia – intermezzo – tappeto sonoro, occi – intermezzo – postludio. Zentralton Cis
IV Ein Hauch von Blau 2021 – Bearbeitung für Orchester
Stillleben
still eben
stil
stieben
stil
eben
still leben
Meine Komposition ist ein weiterer Baustein mich mit dem Thema Bilder auseinander zu setzen und diese in Musik zu übersetzen. Man sagt beim Wandern zum Südpol kann man absolute Stille erfahren. Ich weiß beim Wandern im Schnee in Oberösterreichs Bergen gibt es ebenso stille Momente der Isolation. Die unterschiedlichsten oft abstrakten Formationen des Schnees sind nie eintönig, sondern Nuancen in Weiß, etwas Rotes, Grünes, ein Hauch von Blau, Farbnuancen.
Das harmonische und rhythmische Gerüst stammt aus dem Finalsatz der unvollendeten IX. Symphonie von Anton Bruckner. Zentralton F
V Die Rosen von Chartres 2024
Unter „Rosen von Chartres“ verstehe ich die 3 Rosetten West, Nord, Süd und das Labyrinth am Boden der Kathedrale von Chartres, welches in eine 6 blättrige Rose mündet. Somit ergeben sich neben Intro und zwei Intermezzi, vier Teile.
Hugo Wolfs Lied „Alles endet, was entstehet“ für Baßstimme und Klavier nach einem Text von Michelangelo Buonarroti war Vorlage, melodisches Gerüst. Neben einer rhythmischen Vorlage nach dem Sprechrhythmus des pater noster gibt es auch Bezug zu Neumen, zu den Anfängen der notierten Zweistimmigkeit. Obertonreihen, daraus gebildete Akkorde sowie komponierter Nachhall sind zentrale Anliegen im 5. Bild für Orchester. Zentralton Be
Introduzione
Rose Nord
Intermezzo
Rose Süd
Intermezzo
Rose West
Labyrinth
Orchesterbesetzung bleibt in allen 5 Sätzen gleich
Piccolo, Flöte 1/2, Oboe 1/2, Englischhorn, Klarinette B 1/2/3, Baßklarinette, Fagott 1/2, Horn F 1/3/2/4. Trompete B 1/2/3, Tenorposaune 1/2/3, Tuba.
Streicher – große Besetzung: Violine1/2, Viola, Violonncello, Kontrabass.
Schlagwerk: Marimba, Xylophon, Vibraphon, Glockenspiel, Röhrenglocke (Holz statt Metall = ein rundes Stück Holz-Dm ca. 5 cm, Länge ca. 150 cm soll wie eine Röhrenglocke aufgehängt werden, die Länge abstimmen) Tam Tam, kleine Trommel, große Trommel, Claves, 3 Tom, 2 Becken, Bongos, Holzblock,
Chimes, Tamburin, Triangel.